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Zu den Haiku von Renate Golpon   Zu den Haiku und Tanka von Bernard Ostersiek    Deutsche Pantune  
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Lothar Schwarz     © 3.3.2007

Frühlings-Haiku 1

Die Osterglocken
nicken verdrossen mir zu –
ja, ja, der Regen!

Am Apfel-Stamme
rinnen die Tropfen herab.
Trinkt er schon Obst-Saft?

Ein Regenbogen
spannt sich vors dunkle Gewölk,
sonnengeboren.

An meiner Quitte
zeigen schon Blüten sich rot –
Frühling, bist du es?

Singdrossel-Lieder,
ungelenk noch, aber klar,
locken den Frühling.

Winterjasmin, noch
vor dem Forsythien-Gelb. –
Mich sehnt's schon nach Raps!

Heckenbraunelle
wieselnd im mürb-braunen Laub,
zwitschert sich leis' eins.

Da, ein Hermelin!
Aber es gibt keinen Schnee –
welche Ent-Deckung!

Ehrenpreis-Bläue
dort im Gesträuch schon am Weg –
zarter als Veilchen!

Löwenzahn-Kränze
zeigen im Beete sich an.
Unkraut? – Oh, so grün!

Buchfinken flattern
neu jetzt vom Weg, den ich geh' –
Farb-Federbälle!

Weißohren-Katze
lauert vom Mauersims aus
auf dumme Mäuschen.

Ganz ausgewaschen
jeansfarben das Firmament
blässelt am Morgen!

Horch, wie der Wind durch
Hainbuchen-Hecken sich zwängt,
altlaub-raschelnd noch!

Sag mir doch, Acker,
was zu gebären du denkst
aus deiner Krume!


 

 

Frühlings-Haiku 2

Schwanzmeisen lispeln
im kahlen Garten-Gehölz.
Horch, was sie sagen!

"Jütt! Jütt!" der Grünspecht
ruft dort vom Streuobst-Hain her –
fliegende Stimme!

Mein kahler Ginkgo
zeigt dicke Knoten am Zweig,
doppelblatt-schwanger.

Zaunkönig zippelt,
Schwanz hoch, durchs Quitten-Gebüsch:
Da! ... Nein, schon weiter!

Sturzregen gestern;
heute der Sonnenstrahl klar,
wie frisch vom Duschen.

Goldgelbe Quitten
liegen verschrumpelt im Laub –
herbes Vermächtnis!

Elstern verjagen
unseren Bussard. – Wie frech
ist diese Horde!

Schon tanzen Mücken
vorm Fenster im Sonnenschein –
Frühling in Schwebe!

"Krraah!" – Regenvogel,
schwarz wie die Mondfinsternis,
hüpft durch die Furchen.

Erster Schmetterling
taumelt durch Jungsonnen-März –
verfrüht so verführt.

Sieh! Meister Lampe,
Hasenfuß, sichert im Feld
und ... fort, wilde Jagd!

Schmetterlingssträucher,
fast bis zum Boden gestutzt,
träumen von Faltern.

Jetzt, nach dem Regen,
zaubert die Sonne ins Grün
zart-weiße Schleier.

Morgens die Amsel:
eh' noch im Osten ein Licht,
schrillt schon ihr Wecker.

Die Wolkenfetzen
jagen ihr Abbild querfeld
als Schatten-Inseln.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Frühjahrs Haiku (3)

Zwei Schwarz-Milane
dreh'n sich im Aufwind-Ballett –
bald nur noch Punkte!

Veilchen-Scharbockskraut-
Buschwindröschen-Ensemble –
welch ein Augen-Trost!*
_______
*'Augentrost' ist ebenfalls ein Blümchen.

Fasanen-Hennen
ducken, erdbraun, sich ins Feld.
Da, der Farben-Hahn!

Scharbockskraut-Blüten
gehen im alten Laub auf
wie kleine Sonnen.

Amseln im Balzflug
flattern wie trunken auf-ab:
Schwarz-Gélb-Feuerwerk!

Windreiter Falke
rüttelt schon stundenlang, hoch
überm Mäusefeld.

Zitronenfalter
jetzt, Mitte März? Sah er den
falschen Kalender?

Laichzeit am Tümpel.
Krötenschnur, Froscheier-Schwamm:
Glaskugel-Kinder.

Haubentaucher-Paar
tanzt auf dem Altarm des Rheins:
kopfschüttelnd verliebt.

Sandbienen, winzig,
goldgelb mit Pollen behost,
tauchen ins Erdreich.